Archiv für den Tag 1. Juli 2023

01.07.2023 Falmouth, UK

Nach einer Woche im munteren und gestopft vollen Hafen von Horta hatten wir uns ausreichend erholt und die Vorräte gut aufgefüllt, um die letzte größere Atlantiketappe in Angriff zu nehmen. Vollgetankt starteten wir am 16.6.auf die 1215 Meilen Richtung Falmouth. Die Wettervorhersage kündigte uns guten West- bis Nordwestwind an und als wir aus der Abdeckung der Inseln Faial und Pico heraus waren ließ es sich gut segeln. Querab der Insel Sao Jorge sahen wir auf dem Wasser eine große Ansammlung von Sturmvögeln. So viele hatten wir bisher noch nie zusammen gesehen. Wir vermuten, dass sie auf der Insel eine Brutkolonie haben. Überhaupt waren die Sturmvögel mit ihrem eleganten Segelflug unsere treuesten Begleiter auf dem Ozean, meist nur einzelne Tiere. Am Nachmittag des 17.6. funkte uns die Segelyacht „Avalanche“ an und fragte, ob bei uns alles ok sei, wir würden so langsam segeln und so wechselnde Kurse. Wir erklärten ihnen, dass wir mit Windfahnensteuerung segeln und daher die Kurse bei Halbwind oft so schwanken, außerdem sei eine Geschwindigkeit von 3,5 bis 4 Knoten für unser schweres Schiff durchaus normal. Die Avalanche segelte mit 7 Knoten geradeaus! Wir fanden die Sorge um uns sehr nett, zeigte es doch die Achtsamkeit untereinander auf See. Wir unterhielten uns noch über Funk, denn es war eine Familiencrew aus Kopenhagen, einem uns sehr wohlbekannten Revier. In den folgenden Tagen wechselten sich Schwachwind- und Flautenperioden ab, aber wir hatten genug Diesel um die Strecken mit Motorkraft zu überbrücken. Das Wetter war dabei sonnig und warm, später sollten wir das noch sehr vermissen! Ab dem 21.6. wurde die Wetterlage von mehreren Tiefdruckgebieten in Folge beherrscht, die uns gut segelbare Winde aus Südwest- West- Nordwest brachten, teilweise mit sehr heftigen Böen und hohen Wellen. Es ging zu wie in einem Würfelbecher und natürlich brachten die Tiefs auch heftigen Regen mit, so dass langsam alles nass war. Aber das Schiff und wir konnten alles ohne Probleme bewältigen. So ging es gut voran, auch wenn wir wieder einmal merkten, wieviel schneller andere Segler waren, als uns einige von der Rally Ponta Delgada – Falmouth mal eben mit 7 – 8 Knoten überholten. Das Angelglück hatte Uli vollständig verlassen, trotz aller Variationen an Ködern, es gab einfach keinen Thunfisch, schade!  Nach Am 27.6. spielte eine Gruppe von mindestens 20 Pilotwalen nah bei der Beagle .Ganz anders als die Delphine, die uns immer wieder besuchten, schwammen die Pilotwale eher ruhig und gemächlich, während sich die Delphine sehr agil bewegten und immer mal sprangen. Als wir auf ca 200 Meilen an die britische  Küste heranwaren, begrüßte uns das typisch englische Wetter mit 50 Shades of Gray von Wolken und Meeresoberfläche und dabei fand ein steter Übergang von feinstem Niesel bis zum Platschregen und zurück statt. Kurz vor der Küste am Lizard Point war dann die Sicht nur noch knapp 1 Meile bei viel Großschiffsverkehr zum und vom Englischen Kanal. Dank der modernen Technik mit AIS war das dann kein großes Problem.

Unsere Ankunft in Falmouth am späten Vormittag war perfekt, denn wir konnten einen Liegeplatz längsseits an einem anderen Schiff am Steg ergattern und mußten nicht an eine Boje in dem riesigen Mooringfeld. Bei dem Sauwetter wären Fahrten mit dem Dinghi, um an Land zu kommen, nicht lustig gewesen. Am nächsten Morgen konnten wir sogar direkt an den Steg verholen. Sehr komfortabel! Das Landungsbier in der Kneipe konnte mit dem fränkischen Bier nicht mithalten, aber an Bord hatten war noch das gute portugiesische Superbock. Insgesamt war dieser Abschnitt von den Azoren nach England für uns der beste von den 3 Atlantikpassagen des Rückwegs, denn die Bedingungen waren mit überwiegend westlichen Windungen passend. Auch die zeitweilig heftige Schaukelei der chaotischen Wellen ließ sich so gut ertragen. Jetzt hoffen wir auf Sommerwetter für den Aufenthalt hier und unsere Heimreise durch den Englischen Kanal und die Nordsee.

Unser Abschiedsessen in Horta in dem Restaurant eines Weltumseglers

Die Medaillen für die Reise

Schon die Vorspeisen waren sehr nett

Ein letzter Blick auf Puerto Pim, den historischen Hafen von Horta

Angelglück hatten wir keines. Hier hängt eine Portugiesische Galeere am Haken, die Qualle mit dem stärksten Nesselgift im Atlantik. Der Schwimmkörper der Qualle ist sehr zäh, die gefährlichen Nesselfäden sind bis zu 10 m lang.

Unsere Stammmannschaft Hein Blöd und Beagle hängen einmal wieder total ab.

Der Himmel ist blau, es ist ordentlich frisch und der Starkwind orgelt in den Wanten – dass ist doch schon ein kleines Lächeln wert!

Eine Gruppe von Pilotwalen begleitet uns eine Weile

Bei der Ankunft alle denkbaren Schattierungen von Grau am Himmel und auf der Wasseroberfläche bei Falmouth und über weiten Teilen der Britischen Inseln

Schon am nächsten Tag reißt der Himmel wieder auf und alle suchen ein Plätzchen im Freien

In Cornwall ist die Feriensaison voll im Gange