27.02.2023  Marina Cap Cana, Dominikanische Republik

Da wir viel mehr Zeit auf Sint Maarten hatten als ursprünglich geplant nutzten wir die Dinge, die dort besonders gut verfügbar sind und dazu gehört das gastronomische Angebot. Restaurants und Strandbars sind wie alles auf der Insel qualitativ sehr gut, doch die Preise sind gesalzen. Den eigentlich gültigen NL-Antillengulden will keiner haben, US$ sind gefragt. Auch die Supermärkte sind teils irre teuer. Das günstigste Mineralwasser mit Kohlensäure kostete 2,00 US$  für die 1 l-Flasche oder Tomaten zwischen 5,60 und 15,90 US$ pro Kg, Aprikosen 30,95 US$ pro Kg. (Kurs 0,9 €/US$)

Douglas und John von FKG-Hydraulics gaben sich alle Mühe, die bestellte Steuerstandpumpe per Superexpress direkt aus den Niederlanden nach Sint Maarten bringen zu lassen, doch mussten unerwarteten Hindernisse zusätzlich aus dem Weg geräumt werden wie der zunächst nicht in der Firmenverwaltung vorliegende Zugriff auf unsere Kreditkarte, um die Zahlung zu sichern. Das kostete einen weiteren Tag. Dann endlich das OK. Die Bestellung war auf dem Weg, die Lieferung sollte in drei bis fünf Tage erfolgen. Das war der Stand am Di., den 14.2.23. Wenn alles optimal laufen würde, sollte die Sache am folgenden Di., den 21.2. gelaufen sein und das war der vorletzte Tag, der mit unserer fest gebuchten Ankunftszeit in Cap Cana in der Dominikanischen Republik vereinbar war. Damit war der ursprünglich fest geplante Besuch der Britischen Jungferninseln geplatzt. Sehr schade! Tatsächlich traf die Pumpe am Montag ein, am Dienstag bastelten die Fachleute sehr fleißig, doch die Funktion der Pumpe war wegen eines integrierten Überdruckventils anders als erwartet. Aschermittwoch früh musste noch nachgearbeitet werden. Dann war klar: Sie hatten es geschafft auf dem aller-, allerletzten Drücker für unsere Anschlussfahrt, die uns zu unserem gebuchten und bezahlten Flug in die Heimat bringen sollte! Extrem nervenaufreibend das Ganze! Anschließend klar Schiff gemacht und die Abreise vorbereitet, um die letztmögliche Klappbrücke aus der Simpson Bay um 16 Uhr nicht zu verpassen.

Bei der Sachlage konnten wir uns das Wetter für die gut 310 Meilen Fahrtstrecke nicht aussuchen, doch wir hatten endlich einmal richtig fettes Glück! Für die drei Tage wurden durchgehend stetige Passatwinde aus NO mit 4 – 5 Bft vorhergesagt. Nur wenige Böen würden mit 6 Bft zu erwarten sein und längere Schwachwind-phasen waren sehr unwahrscheinlich. Ein großer Kontrast war zur Vorwoche der Reise gegeben. Regelmäßige Schauerböen mit 6 – 7 Bft waren durch unseren Hafen gerauscht und draußen war es sicher noch eine Stufe heftiger! 

Die Marineros der Marina halfen beim Ableger und wir fuhren schön langsam durch die mit zahllosen Ankerliegern belegte riesige Bucht hinter der Brücke. Aus der Superyachtmarina auf Snoopy Island lief dann noch ein 100(+)-Meter-Monster direkt vor uns aus, dem wir gern Platz machten. Es fuhr erstaunlich zügig durch die enge Klappbrücke und wir reihten uns mit mehreren anderen Seglern dahinter ein. Der angekündigte Schmeichelwind war anfangs im Windschatten der Insel noch etwas ungleichmäßig, nach einer guten halben Stunde konnten wir jedoch schon auf die Windfahnensteuerung umstellen, die wir nur für etwa zwei Stunden während der 70 Stunden Fahrzeit durch Handsteuerung ersetzen mussten, weil kurzzeitig verquere Winden kamen. Das passierte immer dann, wenn uns eine größere Regenwolke erreichte. Die Schauerböen waren diesmal nicht das Problem, doch nach dem Durchzug der Wolke herrschten für 30 – 60 Minuten schwache Winde aus allen möglichen Richtungen, die mit der Windfahne überhaupt nicht funktionierten und auch kurzzeitigen Motoreinsatz erforderten. Die restlichen 68 Stunden hatten wir eine traumhafte Reise von genau der Qualität, die uns ursprünglich für unsere zweite Nordatlantikrunde motiviert hatte. Sint Maarten sank noch am frühen Abend hinter dem Horizont. Am nächsten Tag passierten wir erst die Britischen, dann die Amerikanischen Jungferninseln. Erstere hätten wir gern besucht, Amerikanische Gewässer wollten wir aber nicht besuchen, weil das unsere ohnehin recht teure Reise-Krankenversicherung im Preis verdoppelt hätte. Die große, ebenfalls amerikanische Insel Puerto Rico lag während des folgenden Tags stets im Westen von uns. Ihre hohe Zentralgebirgskette beeinflusst das regionale Wetter stark. In unserem Fall blieb es beim gemäßigten NO-Passat, der auch in der Nacht die Passage zur Zielinsel Hispanola sicherte.

Wir segelten zügig unter einem tagsüber mit wenigen Wolken bedeckten sonnigen Himmel dahin und in den Nächten gab es über lange Zeiträume völlig klare Sternensicht. Der zunehmende Mond war wenig dominant, er erreichte erst in der dritten Nacht die ¼-Sichel, so dass die Milchstraße unser beeindruckendster nächtlicher Begleiter war. Wenn es kurz nach 18 Uhr dunkelte tauchten als erste identifizierbare Sterne die drei Gürtelsterne des Orion senkrecht über uns im Zenit des Himmels auf. In den nächsten Minuten ergänzte sich das Sternenbild dann schrittweise und war gut sichtbar auch mit einer Mondsichel nahe bei. So gegen 22 Uhr tauchte das Kreuz des Südens auf, welches nahe Mitternacht seine größte Höhe über dem Horizont mit senkrecht stehender Längsachse zeigte. Faszinierend war die gleichzeitig größte Höhe des Großen Wagens im Norden, dessen Hinterachse auf den Nordpolarstern in genau der Höhe unserer geographischen Breite von 18 °N wies. Eine Konstellation, die zeitlich und geographisch etwas ganz Besonderes ist! Einen weiteren Leckerbissen unseres nächtlichen Sternenpanoramas gab es ab etwa 4 Uhr früh, wenn im Südosten der Skorpion aufstieg und ab 5 Uhr voll am Himmel stand, während Orion sich längst verabschiedet hatte. Dieses nächtliche Sternenkino genossen wir alle drei Nächte komplett entspannt halb liegend im Cockpit, währen unser Windpilot das Schiffchen erstaunlich sanft durch die meist regelmäßigen Wellen steuerte. Nur ab und zu gab es einen Spielverderber in Form einer stark überhöhten Welle, die uns heftig durchschüttelte. Auch OK, das Schiff hälts locker aus und der oder die Wachhabende wurde wieder einmal daran erinnert, die Aufmerksamkeit auf das Schiff und den Schiffsverkehr in der Nachbarschaft zu richten. Die Eine oder Andere spritzte auch Alice nass, während Uli fast verschont wurde. Sie hatte sich dann unter die Sprayhood verkrümelt und blieb dort trocken.

Die hervorragenden Segelbedingungen führten zu einer etwas rascheren Fahrt als ursprünglich gedacht. Statt knapp vor der Dunkelheit am 25.2.23 Cap Cana zu erreichen, trafen wir schon Mittags ein. Das war ein glücklicher Zufall, denn die Einfahrt in die Marina ist nur an den hellen Stunden des Tages erlaubt, weil die flache Einfahrt zwischen gefährlichen Korallenbänken liegt. Wegen diverser Schäden durch einen Hurrikan im letzten Jahr sind einige Teile der Marina nicht voll nutzbar. Viel deutlicher wurde aber nach unserer Ankunft, dass die Marina ursprünglich etwa Dreimal so groß geplant war. Auch das vor etwa 20 Jahren voll ausgeführte erste Drittel ist allerdings zu weniger als die Hälfte ausgelastet. Dabei liegen mindestens doppelt so viele voll- oder semiprofessionelle Sportangelboote in der Marina als Segelboote. Die Angelboote sind lokal registriert, die Segler fast alles Gäste aus den USA und Europa. Eine Großmarina hatte sich sichtlich nicht entwickeln können. Das Ganze ist Teil eines gigantischen Ferienresortkomplexes in einer Ausdehnung von ca. 8 x 2,5 km, also etwa 20 Quadratkilometer komplett abgeschlossenes Gelände. Darin jede Menge Hotels und Ferienhausanlagen, traumhafte Strände, etwas Gastronomie und Sportanlagen für Golf, Tennis, Reiten ….. Komplett ist der Resortbereich durch den internationalen Flughafen Punta Cana, der bestens für den Tourismus mit Europa funktioniert. Derartige Produkte der internationalen Feriengroßindustrie haben wir in unseren Leben bislang gemieden. Dieses Mal ist es uns aber sehr nützlich! Am Di., den 1. März hoffen wir direkt nach Frankfurt zu kommen und am 21. März geht es wieder zurück zum Schiff, mit dem wir dann zu den Bahamas weiterfahren wollen. 

Wieder einmal in der Strandbar an der Simpson Bay gelandet

Warten auf den Sonnenuntergang

Die fitten Jungs von FKG-Hydraulics in voller Aktion

Die Simpson Bay mit ihrem unfassbaren Schiffsgewimmel

Eine Motorbootmarina in der Simpson Bay. Alle Boote sind auf Liftgestellen trocken gelagert. 3 x 350 PS muss man als echter Motorbootfahrer in Sint Maarten schon haben!

Marina Cap Cana

Eine Badebucht im Resort Cap Cana

12.02.2023  Immer noch Sint Maarten

So war das nicht geplant, dass wir immer noch in der Simpson Bay Marina auf Sint Maarten liegen aber unsere hydraulische Steueranlage ist defekt und hier ist die Infrastruktur für Bootsreparaturen aller Art sehr gut. Sogar ein Unternehmen das auf Hydraulik spezialisiert ist gibt es vor Ort. Leider waren die Bemühungen den Fehler durch Reparatur zu beseitigen nicht erfolgreich und eine gute Woche war rum. Nun musste eine für unseren Steuerstand passende Pumpe bestellt und hierher eingeflogen werden. Kostet alles Zeit, aber wir sind guter Hoffnung, dass es klappt bis zu unserem geplanten Heimflug am 28. Februar von der Dominikanischen Republik aus, wenn wir für 3 Wochen die Reise unterbrechen wollen. Positive Meldungen gibt es auch: Die neuen PV-Elemente liefern prima Strom und kommunizieren korrekt mit dem Regler. Inzwischen gab es auch noch eine neue Starterbatterie, die alte rauchte (im wahrsten Sinne) ihr Leben aus. Dank einer Notschaltung bereitet so etwas keine Probleme. Wie schon im vorigen Bericht bemerkt, ist die Szene der Super-Motoryachten hier besonders heftig. Wir bekamen einen krassen Eindruck, als wir zum Duschen in die benachbarte Superyacht-Marina durften denn in unserer „Normal-Marina“ ist die Sanitäranlage noch nicht fertig renoviert.16 -18 riesige Motoryachten lagen dort. Die einzige Dusche war im Fitnesscenter, denn Superyachten brauchen natürlich keine Sanitäreinrichtung an Land, die haben ja ihre Bäder an Bord. Es gibt wohl noch viel mehr unwahrscheinlich reiche Menschen als wir uns vorstellen konnten – nicht unsere Welt! Wir nutzten die Zeit, um etwas mehr von der Insel zu sehen. Mit Minibussen kann man hier preiswert und lustig rumfahren. So ca 10 Personen passen rein und die Fahrer sind immer sehr freundlich und halten, wenn man aussteigen möchte. Sowohl auf der französischen Seite in Marigot, Saint Martin, wie auf der niederländischen in Philipsburg, Sint Maarten sind die Seefronten und die Hauptstraßen sehr gut in Schuss, aber je weiter man in die Randbezirke kommt, desto trauriger sieht es aus. Dort herrscht teilweise bittere Armut. Auch die Müll- und Schrottbeseitigung ist überhaupt nicht gelöst. Die Kreuzfahrt- und Tourismusindustrie versorgt sicher viele mit Arbeit, aber es sind natürlich meist Niedriglohnjobs. Hier an der Simpson-Bay von Sint Maarten gibt es aber eine gute Struktur für qualifizierte Arbeit bei den Marinas, Schiffsausrüstern und Reparaturbetrieben. An der äußere Simpson Bay genossen wir von Zeit zu Zeit einen Sundowner in der Cocky Turtle Bar und wir fanden sehr leckeres Essen mit Lifemusik im Strandrestaurent der Bucaneer Bar.

Jetzt warten wir sehnsüchtig auf unsere neue Hydraulikpumpe damit es weitergehen kann.

Zu Gast auf Snoopy Island, der Insel der Superyachten. Mit 2 Satellitendomen heißen sie 2-Ohr-Hase, mit 3 Domen 3-Ohr-Hase etc. Bis zu 5 Domen haben wir schon beobachtet, das war der Oberhase.

Beim Sundowner an der Cocky Turtle Bar

Und später zum Essen in der Bucaneers Strandbar

An der Strandpromenade von Philipsburg mit den dicken Kreuzfahrtschiffen

Kleine Wäsche in der Marina

Die defekte Hydtraulikpumpe

Aktuell demontierte Hydraulik am Steuerstand

Der Austausch der Starterbatterie war ein Klax.

Weitere Bilder zur Simpson Bay

Vor Rivière Sens

Ankern in zwei Richtungen vor Rivière Sens

Strandbar von Deshaies

Segeln mit einer ordentlichen Mütze voll Wind

Küstenwald von Antigua an der Carlisly Bay

Luxusschiffparade bei der Anfahrt auf English Harbour

Pelikan auf einem Nachbarboot in der Ordnance Bay

Ansitz eines Fischadlers auf dem Masttopp eines Nachbarboots

Am Dingydock des Supermarkts von English Harbour

Nelsons Dockyard in English Harbour mit 5-Salingspaar-Supersegelyachten im Hintergrund

Der Montserrat qualmt in der Ferne vor sich hin

Eine Nacht mit mehr als einem Dutzend Squalls überstanden

Einfahrt in die Simpson Bay auf Sint Maarten

30.1.2023 Simpson Bay Marina

Inselhopping 2. Teil: Gouadeloupe, Antigua, Sint Maarten

In der Marina Bas-du-Fort hatten wir uns einmal wieder Zeit dafür genommen, Überlegungen zur Optimierung unseres Bootes anzustellen. Das bot sich dort besonders an, weil dieser Hafen im Wirtschaftszentrum Pointe-á-Pitre von Guadeloupe liegt und nirgendwo in der Karibik gibt es eine größere Auswahl an Versorgungs- und Dienstleistungsunternehmen rund um die Freizeitschiffahrt.

In den schönen Ankerbuchten von Martinique und Dominika hatten wir die Erfahrung machen müssen, dass ihre Lage an der Westseite der Inseln zur Folge hat, dass der Passat von Osten her auf den hohen Inselrücken viele Wolken bildet und der Passatwind selbst – von sporadischen, aber heftigen Fallböen einmal abgesehen – von den Inselgebirgen einfach geblockt wird. Auf der Ostseite der Inseln können die Buchten kaum genutzt werden, weil in sie die Passatwellen aus dem Atlantik einlaufen, so dass kein Schiff dort liegen kann. Für uns hieß das: wenige Sonnenstunden lieferten nur wenig Solarstrom und wenig Wind gab auch nur wenig Windstrom. Nach drei Tagen unter diesen Bedingungen waren die Batterien darum nicht mehr gut gefüllt trotz der merklichen Verbesserung der Stromerzeugung nach der Beseitigung eines Schaltfehlers. Mehrere Firmen boten interessante Solarpaneele mit hohen Leistungsvorteilen zu akzeptablen Preisen an. Die alten Paneele abzumontieren war ein Klax und sie waren schon am nächsten Tag neben dem Altmetallcontainer verschwunden, denn wir hatten einen Zettel angeklebt, dass sie noch OK sind. Schwieriger war es, geeignetes Befestigungsmaterial zu beschaffen. Wir fanden zwar einen riesigen Baumarkt, dessen Sortiment aber deutlich von OBI und Co in Deutschland abwich. Die Franzosen verkaufen statt Material lieber fertige Gegenstände. Gerettet haben uns in paar Aluminiumprofile, die es doch in einer Ecke gab. Nach der Fertigstellung ein Aha-Erlebnis: Mittags bei Sonnenschein locker zweistellige Amperewerte flossen zu den Batterien. So muss das sein!

Von Point-á-Pitre aus mussten wir den großen Inselteil Basse-Terre auf Südkurs am Wind umsegeln und dabei tut sich BEAGLE immer schwer, doch der Weg war nicht so lang. Wir wollten auf der Westseite von Bas-Terre bei Rivière Sens ankern, kurz nach Umrundung des südlichen Kaps. Schon auf der Karte war klar, dass man diesen ausgewiesenen Ankerplatz kaum als Bucht bezeichnen konnte. Die Küstenlinie verläuft fast gradlinig, was zahllose Sportenthusiasten angelockt hatte. Große Gruppen an Läufern und Sportradfahrern nutzen die gerade, etwa 5 km gut geschützte Küstenstraße zwischen Rieviére Sens und dem Kap und im Wasser tun das parallel zu ihnen Schwimmer, Paddler und Kayakfahrer. Ein hoch interessantes Trainigsrevier. Am Anker war es auch interessant. Eine Hälfte der Nacht blies der Küstenwind aus Süd, die andere Hälfte aus Nord, im Ergebnis ein ungewöhnliches Ankerbild.

Von Rivère Sens ging es nach Norden in die Anse Deshaies. Wie im Lee der Insel zu erwarten war der Wind sehr unstet, sowohl in Richtung wie in der Geschwindigkeit. Erst kurz vor Erreichen dieser sehr populären Ankerbucht nahen dem Nordkap der Insel briste es kräftig bis in den Starkwindbereich auf. Beim ersten Eindruck der eng besetzten Ankerfelder schien die Sache knifflig zu werden, doch bei einer zweiten Runde entdeckten wir dann eine freie Ankerboje, die wir schnellstens okkupierten. Das erwies sich als Glücksfall, denn Deshaies machte seinem Ruf als berüchtigter Platz für Fallböen alle Ehre. Die ganze Nacht gab es nur immer wieder in kurzen Zeitabschnitten Ruhe, ansonsten heulten Starkwindböen, das Boot schüttelte sich dabei und der Windgenerator schwirrte heftig. Netterweise waren am Morgen die Batterien davon vollständig gefüllt.

Für den großen Schlag nach Antigua von mehr als 40 Meilen mussten wir am nächsten Morgen zeitig aufstehen. Das nicht nur der großen Distanz wegen, sondern auch weil es versprach, eine der ungeliebten Segelstrecke hoch am Wind zu werden, denn wir mussten Nordkurs fahren und der NO-Passat fiel nach Meinung der Wetterexperten an diesem Tag etwas nördlicher als sonst aus. Um 7 Uhr mussten wir nur die Leinen von der Boje lösen, dann blies uns der Buchtwind heraus bis wir in die Abdeckung der flankierenden Berge kamen und dann kam der nördliche Kap Bereich der großen und hohen Insel Guadeloupe mit sehr böigen Winden aus wechselnden Richtungen. Auch die Wellen in diesem Bereich verlaufen wegen der Richtungswechsel kreuz und quer. Hacksee nennen wir das und es macht nicht sehr viel Spaß. Als wir nach etwa 2 Stunden aus dieser Zone heraus waren wurde klar, einen klaren Zielkurs auf unseren geplanten Hafen English Harbour werden wir nur mit großer Mühe schaffen. Es galt darum ganz konzentriert den Kurs am Wind zu so gut zu treffen, dass wir das Optimum dabei erreichen. Gleichzeitig durften wir aber nicht die Höhe des Kurses zu sehr verfolgen, denn dabei wird das Schiff langsamer, unseres sogar ganz besonders. Wir durften aber nicht zu langsam sein weil die Einfahrt von English Harbour im Dunklen gefährlich ist. Trotz aller Mühen hatten wir schließlich an der Küstenlinie von Antigua mehr als 3 Meilen als Abdrift verloren, die wir entweder durch einen Kreuzschlag oder mit Maschineneinsatz gegen den Wind  hätten erbringen müssen. Ein Blick auf die elektronische Karte zeigte eine Alternative.  Im AIS sahen wir drei Schiffe vor Anker in einer kleinen Bucht zwei Meilen im Lee von uns. Es handelte sich um die Carlisly Bay. Sie war hervorragend geschützt, hatte noch viel Platz für uns, wunderschöne bewaldete Hänge und war in der Nacht herrlich ruhig, wenn man das Konzert tausender Pfeiffrösche von den Hängen den angenehmen Hintergrundgeräuschen zuordnet.

Am nächsten Morgen verholten wir nach English Harbor, Lord Nelsons historischem Hafen. Mittlerweile ein Treffpunkt von Superyachten mit Segeln oder Maschine. Die richtig dicken Dinger hatten 4 große Satellitendome auf dem Oberdeck – wir nennen sie 4-Ohr-Hasen – und die größten Segler 5 Salingspaare am Mast, die nachts beleuchtet wurden. Hier gilt einzig und allein: Wer hat den Längsten! In der Supermarina mochten wir nicht zwischen den Monstern anlegen. Die zahlreichen Ankerfelder der historischen Hafenanlage waren aber sehr dicht besetzt. Am äußersten Ende der Lagune, der Ordnance Bay riskierten wir dann bei nur 2 m Wassertiefe den Anker auf den schlammigen Grund zu werfen. Dort lagen wir bestens geschützt relativ eng überwiegend zwischen alten, teils vernachlässigten Schiffen und dem Mangrovenufer. Ein Riesenkontrast zur Marina. Abends platschten überall Fische und so wunderten wir uns nicht sehr über Besuche von Fischadlern und Pelikanen, die hier bestens Beute machten. Ein kleiner Supermarkt hatte einen eigenen Anleger für Dinghykunden in einem anderen Teil der Bucht und bot auch noch freies WiFi an. Die Versorgung war also garantiert. Auf dem Rückweg muckelte einmal der Außenborder, ein Ankernachbar beobachtete dies, schleppte uns zur Beagle zurück und gab gleich einen guten Tipp. Dinghy Greg wäre unser Mann, dem Motor die Flausen auszutreiben. Am nächsten Tag eine Verabredung um 12 Uhr bei der Werft gegenüber, um 12:45 Uhr kam der Mann und um 14 Uhr war der zwischenzeitlich zerlegte Vergaser gereinigt und wieder montiert. Anschließend schnurrte unser kleiner Mercury wieder wie in jungen Jahren. Für 50 US$ hatten wir einen perfekten Service eines lokalen Kleinunternehmens bekommen!

Nach drei Tagen peilten wir einen Ortswechsel nach Jolly Harbour an der Westküste von Antigua an. Anker auf war aber ein Abenteuer. In einer Schlammwolke erschien der Anker an der glücklicherweise ausreichend starken Winsch mit einen großen, rostigen Metallteil, welches sich als alter Stockanker mit einem Kettenende erwies. Es hing so gut auf dem Anker, dass Uli es mit dem Bootshaken herunterzerren musste, bei etwa 30 kg keine ganz leichte Sache. Die Fahrt um die Insel wurde ein gemütlicher Trip überwiegend mit der Genua bei moderaten Wetterbedingungen. Einzig die Passage zwischen dem südlichen Küstenriff und dem Fahrwasser im Westen wurde knifflig, weil der Hurrikan von 2017 hier jede Menge Korallenköpfe abgebrochen und in der Durchfahrt verstreut hat, wo sie von neuem wachsen, ohne bislang erfasst zu sein. Auf einer Strecke von gut zwei Meilen stand Uli vorn am Bug und versuchte die Dinger am Grund im klaren, meist um 5 m tiefen Wasser zu entdecken. War netterweise nichts da. Im Außenbereich von Jolly Harbour befindet sich ein riesiger Ankerbereich mit Wassertiefen von 3 – 5 m. Dort fiel der Anker und saß im Korallensand sofort richtig fest. Heftige Winde in der Nacht weckten uns zwar von Zeit zu Zeit, unser Ankerbild auf dem Bildschirm war aber perfekt, beruhigt schliefen wir weiter.

Unser neues Ziel Sint Maarten war gut 90 Meilen entfernt, mit rund 24 h Fahrzeit war zu rechnen. Wir starteten in Jolly Harbour gemütlich nach dem Frühstück. Für die gesamte Strecke hatten wir eine günstige Windprognose, meist halber Wind bis Backstagsbrise in den Stärken 4 – 5 Bft, vielleicht einige Böen mit 6 Bft. Das ging den Tag über auch gut, bald auch mit der Wind-Selbststeueranlage bis zum Abend. Um 20 Uhr dann ein Wetterwechsel. Eine Wolkenreihe kam von NO und mit ihr eine Platzregenfront mit Böen um 7 Bft und dabei stieg auch die Windsteuerung aus. Also ran ans Steuer im Starkregen. Der Squall dauerte nur viertel Stunde, anschließend war der Wind aber nur schwach und nach einer halben Stunde ging das gleiche Schema noch einmal los. Leider ging es so ähnlich die ganze Nacht durch, im Schnitt ein Squall pro Stunde und die ganze Zeit musste mit der Hand gesteuert werden. Wir wechselten uns dabei etwa stündlich ab. Bald waren wir durchnässt und sehr müde als im Morgengrauen erst die Insel St. Barth und dann unser Ziel Sint Maarten auftauchten. Das Wetter hatte nicht nur uns kräftig zugesetzt, auch ein Sturmvogel hatte davon den Schnabel gestrichen voll! Beim ersten Squall hatte er sich auf die Reling gesetzt und er blieb bis St. Barth insgesamt 9 Stunden an Bord sitzen. Eine sehr ungewöhnliche Sache. Auf dem letzten Abschnitt hatten wir noch recht harten Wind aber keine Squalls mehr. Wir liefen um 10 Uhr in die große Simpson Bay vor der Klappbrücke zur Lagune ein und warfen dort Anker. Mittags fuhr Uli mit dem Dinghy ans Ufer zum Einklarieren und um 15 Uhr wurde die Klappbrücke zur Einfahrt in die Cole Bay geöffnet. Kurz vorher kam ein Motorboot der Simpson Bay Marina vorbei, bei der wir einen Liegeplatz gebucht hatten. Mit Begleitung zum Liegeplatz ging es dann hinein. In dieser Marina hatten wir auch 2014 gelegen. Wie ganz Sint Maarten war auch die Marina vom Hurrikan von 2017 schwer geschädigt. Sie ist regulär erst seit 4 Monaten wieder geöffnet, völlig verändert und dabei vergrößert. In der Cole Bay sind zugleich weitere neue Marinas entstanden. Mehr noch als in English Harbour läuft hier jetzt das Geschäft mit den Superyachten, deren Zahl heute viel größer ist als vor 9 Jahren. Unser kleines Beaglechen scheint mittlerweile fast verloren zwischen den vielen Riesen!

Neue Solarpaneele werden vorbereitet

Letzter Montageschritt

16.1.2023 Pointe-à-Pitre, Gouadeloupe

Wir verließen Rodney-Bay nachdem wir die vergangene Nacht schon vor Anker in der Bucht verbracht hatten, um früh am Morgen gen Martinique zu segeln. Die Erläuterungen von Mr. Street auf den Seekarten gaben differenzierte Strömungen im Kanal zwischen St. Lucia und Martinique an, abhängig von der Tide und dem Wind. Es nützte uns alles nichts, wir hatten im zweiten Teil der Strecke Wind, Wellen und Strömung gegenan, da mußte der Diesel helfen. In der großen Marina von Le Marin hatten wir einen Liegeplatz reserviert und wurden nach einigen Wartekringeln hingeleitet. Die Marina dort ist umgeben von Mangroven und abends setzte ein Konzert von Pfeiffröschen ein, tagsüber wurden sie von hunderten von Vögeln abgelöst. Am ersten Abend haben wir ein ausgesprochen leckeres Essen genossen, es war halt französische Küche!  Auch das Einkaufen machte durchaus Spaß, wir haben uns wieder für einige Zeit proviantiert. Nach 2 Tagen ging es weiter an dem Rocher du Diamant vorbei, kurz nach der Passage de Fous ärgerten uns massenhaft kaum sichtbare Fischermarkierungen, die aus durchsichtigen PET-Getränkeflaschen bestanden, die man fast gar nicht sehen konnte. Zum Glück kamen wir heil durch und gut in die Grande Anse d´Arlet. Die Ankerbucht war wunderschön und endlich konnte Alice auch mal richtig baden. Den nächsten Halt machten wir im kommunalen Freizeithafen Port de Plaisance, der im hinteren Zipfel der großen Bucht von Fort de France liegt. Die Marina war sehr günstig, aber sonst war hier absolut nichts los, eine Trabantenstadt. Nachdem wir erfolglos versucht hatten zu Fuß in das Zentrum von Fort de France zu laufen, haben wir dann doch ein Taxi geordert, aber die Stadt und Umgebung hat uns nicht begeistert. Zum letzten Halt auf Martinique segelten wir in die Bucht von St. Pierre, die wir vor 9 Jahren schon besucht hatten. Hier wollten wir auch ausklarieren, aber das Touristikbüro ließ sich nicht so leicht finden. Die zweite Möglichkeit dafür, ein staatlicher Computer in einem Restaurant hatte leider geschlossen. Es half uns aber sehr nett die Polizei, die uns den Weg zeigte, leider 5 Minuten vor 17 Uhr, und da ging dann nichts mehr. Wir trösteten uns mit einem Sundowner direkt am Strand und am nächsten Morgen stand Uli pünklich um 8 Uhr vor der Tür des Büros zu Ausklarieren. Der Mont Pele zeigte sich diesmal in ganzer Pracht ohne Wolken. Anker auf und es folgte ein großartiger Segeltag nach Dominica. Der offizielle Ankerplatz zum Einklarieren in Roseau gefiel uns überhaupt nicht, direkt hinter einem Kreuzfahrriesen und kein einziger anderer Segler dort. Also fuhren wir in eine Bucht zurück, in der wir einige Segelboote gesehen hatten und bekamen eine Boje von Marcus für 20 US$. Laut Bericht von Jan und Jule sind nämlich die Bojen von Marcus gewartet und wir vertrauten ihm so, dass wir sogar den Ankeralarm ausgeschaltet hatten, um Strom zu sparen. Am nächsten Morgen war die Leine 3 mal um die Boje gewickelt, aber wir hatten gut geschlafen. Auf ging es weiter 16 Meilen in die Prince Ruppert Bay im Norden von Dominica. Hier lagen viele Segler vor Anker und wir fanden einen sehr guten Platz nicht zu weit vom Anleger für das Dinghi entfernt. Ein- und Ausklarieren konnte man hier in einem Arbeitsgang. Besonders erlebenswert ist hier der Indian River und wir haben mit dem Gide Albert eine Tour von 2 Stunden über den beeindruckenden Urwaldfluß unternommen. Er konnte uns viel über Pflanzen, Bäume, Tiere und die Geschichte erklären, die Fahrt hat sich wirklich gelohnt, weil es eine ganz andere Landschaft war. Ausgesprochen gut organisiert sind die Guides mit ihren Booten, für die es natürlich ein wichtiger Arbeitsplatz ist.

Am Sonntag früh um 7 Uhr gingen wir Anker auf für die 41 Meilen nach Guadeloupe. Die Überfahrt brachte uns wechselnde Winde aber vor allen Dingen erstaunliche Regenwolken, die uns umkreisten aber netterweise nur einzelne Tropfen über uns absonderten. Unsere Reservierung in der Marina Bas du Fort bei Pointe-A-Pitre war erfolgreich und wir wurden auf einen perfekten Liegeplatz geleitet.

Wo wir aktuell sind

An der Südwestecke von Martinique der Diamantfelsen – Rocher du Diamant

Der Diamantfelsen aus der Nähe von das Passage de Fues aus, dem Weg der Verrückten. Das gilt für ungünstiges Wetter.

Von Fischern auf Martinique verwendete PET-Getränkeflaschen als Fischnetzmarkierung. Fährt man darüber, kann sich das Befestigungsseil um die Schraubenachse wickeln. Auch bei guter Sicht braucht man hier viel Glück.

Ankern in der Grande Anse d`Arlet

Vulkan Pelée bei Saint Pierre, dass er 1902 fest vollständig zerstört hatte

Strandbar in Saint Pierre mit Beagle am Anker in der Bucht.

Liegeplatz an Marcus Boje vor der Hauptstadt Roseau von Dominica. Pelikane sitzen auf dem Duckdalben

Fettes Kreuzfahrtschiff bei der Anfahrt auf Roseau

Nationalpark Indian River bei Portsmouth/Dominica

Untere Etage im Brackwasser-Sumpfurwald

Termitennest im Sumpfurwald

Große Sumpfkrabbe

Pause in der Urwaldbar

Immer etwas zu holen für die Reiher

Entspannter Leguan schläft auf Ast über dem Wasser

Rodney Bay, Saint Lucia, 31.12.2022

Weihnachten, Photovoltaik wieder fit und neue Batterien

Wir waren diesmal am 23.12. rechtzeitig vor Weihnachten in Saint Lucia angekommen, nicht erst am 25.12. wie vor 9 Jahren und am Weihnachtstag geht dort überhaupt nichts. Auch alle Restaurants waren geschlossen. Das Fest am 24.12. verlief für uns aber recht spartanisch. Ein geeignetes Weihnachtsbäumchen hatten wir nicht auftreiben können, also musste der Steuerstand als baumähnliche Struktur die Lichter tragen. Bei durchgehend tropischer Wärme von nahe 30 °C in ebenso tropischer Umgebung kam auch die winterlich geprägte Weihnachtsstimmung unserer Erinnerung nicht richtig zum Tragen. Der örtlich übliche Rhum Punsh lockerte dann aber die Sache auf. Telefongespräche mit den Kindern am Nachmittag  waren dann wirklich schön und am Abend trafen wir uns mit zwei weiteren Crews aus unserem Trans-Ocean Segelverein, die ähnliche Reisestrecken wie wir haben. Es wurde recht gemütlich. Nach Weihnachten wurde das Wetter in Saint Lucia instabil. Seither überqueren uns täglich mehrere Squalls, meist mit viel Wind und Regen, bevorzugt gegen Abend. Da wir mit dem Heck des Boots gegen den Wind stehen, haben wir den frischen Wind zu unserer Freude als willkommene Erfrischung im Schiff, der Regen rauscht aber in die gleiche Richtung, so dass wir jedes Mal aus dem Cockpit flüchten müssen.

Eigentlich hatten wir ja in Mindelo gedacht, unseren Elektrizitätsmangel durch ein konsequentes Energiemanagement gut beherrschen zu können. Jedenfalls waren unsere Batterien im Ankerfeld dort buchstäblich in Windeseile und dank des regelmäßigen Sonnenscheins bald knackvoll geladen. Wir sahen kein echtes Problem mehr und legten ab Richtung Karibik. Wie berichtet erwischte uns dort bald eine großflächige Schwachwindsituation und dazu kam dann auch noch wolkenreiches Regenwetter für einen ganzen Tag. In der Nacht danach waren die Hausbatterien mit 12,3 V von Windgenerator und der PV nur noch so schwach geladen, dass wir unseren zweiten Bildschirm und das Kühlfach abstellten, sowie vorsorglich die Maschine laufen ließen, um dabei zu lernen, dass der Regler der Lichtmaschine zwar kurzzeitig 10 A an die Batterien liefert, nach 5 Minuten aber auf 5 A herunterregelt. Das mag für PKW ganz sinnvoll sein, für ein Schiff mit Energiehunger aber nicht. Unser Grundbedarf für Schiffselektronik, Licht und den Kühlschrank beträgt etwa 4 A auf Dauer oder knapp 100 Ah in 24 Stunden. Die Lichtmaschine erhält also die Batterieladung ganz gut, lädt die Batterien jedoch kaum auf. Das war uns bislang entgangen. Erstaunlicherweise ist das Ladeverhalten im Leerlauf des Motors am besten, ohne aber das Problem zu lösen. Dennoch wurschtelten wir uns damit durch. Als der Wind wieder als Passat wehte und zunahm wurde die Stromernte des Windgenerators etwas besser, da wir jedoch mit dem Wind segelten blieb auch dieser Ladebeitrag zu gering, um wieder eine richtig volle Batterie zu bekommen. Am 13.12. dann sackte die Spannung im Bordnetz weiter ab, trotz laufender Maschine und abgestelltem Kühlfach – unserem größten Stromverbraucher – kamen wir nicht mehr über kritische 12,3 V hinaus. Uli stellte die Maschine ab und betrachte die Sache genauer. Die Spannung ging relativ schnell weiter herunter. Er trennte darum die beiden Hausbatterien elektrisch. Eine stieg wieder auf 12,3 V, die andere rutschte aber immer weiter unter die Batteriegrenze von 12 V. Das heißt, sie war defekt geworden und wurde dauerhaft abgeklemmt, damit sie nicht noch die andere zerstört. Das war unerwartet, weil wir die Batterien vor der Reise professionell als voll OK getestet hatten. Die Operation hat mit einiger Sicherheit die zweite Batterie für die Fahrt gerettet. Nach der Trennung versah sie problemlos ihren Dienst, natürlich mit kleinerer Kapazität. Wir hofften jetzt, dass es auf Barbados so etwas einfaches wie passende Batterien geben sollte. Doch weit gefehlt, ganze drei Batterietypen waren dort verfügbar und die waren alle zu klein. Bestellungen von außen schienen den Leuten dort auch nicht sinnvoll. Von Saint Lucia wussten wir, dass in der Rodney Bay Marina ein sehr guter Schiffsausrüster ansässig ist. Also unverzüglich weiter nach Saint Lucia gesegelt. Dort angekommen bekam Uli einen dicken Katalog in die Hand gedrückt. „Schau dir mal an, was passen könnte, wir haben einiges im Lager.“ Tatsächlich kamen drei Typen infrage, alle waren jedoch etwas breiter, als die Vorhandenen. Also gemessen, gerechnet, nachgefragt und zwei der Wunschbatterien waren im Lager! Ein kräftiger junger Mann brachte die 50 Kg-Trümmer gleich ans Boot, lupfte die alten Teile raus und die neuen in den Salon von Beagle. Ein paar Leisten reichten aus, die Batterieaufnahmen passend zu modifizieren, netterweise passten auch die elektrischen Anschlüsse perfekt.

Dieses Problem war nun gelöst, das der mangelhaften Produktivität der Photovoltaik jedoch nicht. Also schauten wir bei einem Schiffselektriker vorbei und fragten nach geeigneten Solarpaneelen, um auch das zu bereinigen. Wegen der vielen Feiertage zu Weihnachten und zum Jahreswechsel zog sich die Sache. Da unser Solarregler erst knapp 2 Jahre alt und sehr hochwertig ist, sollte er erhalten bleiben und Uli vertiefte sich in das erstaunlich informative Handbuch zum Gerät. In der Nacht darauf dann eine Erleuchtung der besonderen Art. Die Installationsanweisung sagte klar, dass mehrere PV-Paneele am Regler in Serie zu schalten sind. Bis zu 100 V verträgt der Regler. Unsere drei Paneele waren jedoch parallelgeschaltet! Jedes erreichte im vollen Sonnenschein 20 V und mehr liegt auch nicht am Regler an, der seine Arbeit erst bei einer Einspeisespannung von 5 V über der Spannung des Bordnetzes beginnt, also erst ab etwa 17 V. Bis 20 V tut sich dann auch nicht viel! Am Morgen also ran an die PV und die Anschlusskabel umgestöpselt. In Serie wurden es jetzt 60 V und als die auf den Regler geschaltet wurden, gab es sofort Ladeströme von 10 – 12 A im Sonnenschein und nicht mehr 6 – 7 A wie zuvor. 4 – 5 A größere Ladeströme sollten das Energieloch in der Zukunft stopfen. Bei 5 Stunden mittlerer Sonnenscheindauer macht das täglich zusätzliche 20 – 25 Amperestunden für die Batterien aus. Das reicht vermutlich und hat nichts gekostet! Wie war das Problem entstanden? Beim Wechsel des Reglers hätte die für das Vorgängergerät vorgesehene Parallelschaltung korrigiert werden müssen. Die 10 Jahre alte PV ist aber voll fit!

Eine ganz andere Sache. Wir haben auf unserer Fahrt festgestellt, dass wir recht häufig und sehr fleißig Arbeiten am und um das Schiff erledigen und dann gehen wir auch unsere Wachen auf See rund um die Uhr ohne dass wir, wie früher in unserer Berufsphase, dafür ordentlich bezahlt werden. Das ist bedauerlich! Man kann der Sache aber die Spitze nehmen, indem unsere Gemeinschaft der Beaglecrew eine ordentliche Anerkennung für die erbrachten Leistungen in der Form einer Medaille verleiht. In Erinnerung an ein besonderes Erlebnis nennen wir sie: „The Flying Fish Award“ und wir sind beide die ersten Preisträger.

Heute zu Sylvester gibt es frische Steaks vom Gelbflossenthun, ausnahmsweise einmal vom Fischer an der Lagune und einen schön trockenen Prosecco. Jetzt wünschen wir allen unseren Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr 2023, immer gute Gesundheit und viel Glück!

Anfang nächster Woche werden wir nach Martinique segeln. Wir freuen uns darauf, endlich wieder einmal europäische Lebensmittelqualität kaufen zu können.

Weihnachten bei fast 30 °C ohne Baum aber mit Rhum Punsh

24.12.2022 Rodney Bay Marina, Saint Lucia

In 21 Tagen den Atlantik überquert. Nach einer Hagelnacht aus Fliegenden Fischen am 20.12.2022 Barbados erreicht.

An Uli`s Geburtstag kehrte der Passat zurück und wir riggten diesmal geübt die Passatbäume wieder. Jetzt lief Beagle wieder so wie wir es gerne haben stabil vor dem Wind. Als Geburtstagsgeschenk gab es einen prächtigen Gelbflossen-Thun, der ganz besonders lecker geschmeckt hat und diesmal konnten wir das Filetieren auch ohne große Sauerei erledigen. Der Wind stellte sich jetzt mit 12 bis 24 Knoten, das sind 3 – 6 Bft, richtig ein aber der Seegang dazu war durch das vorangegangene Tiefdruckwetter noch sehr chaotisch, so dass jede Aktivität an Bord volle Konzentration erforderte. Die Besonderheiten der zweiten Hälfte unserer Überfahrt wurden von der Tierwelt geliefert. Es begann mit einigen Fliegenden Fischen die an Bord bruchgelandet waren und das war noch nichts Ungewöhnliches. Danach wurden es von Tag zu Tag mehr, und in den letzten 3 Nächten flogen sie uns im Minutentakt im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren. Ein paar wenige von ihnen sind ja wunderhübsch und wir versuchten sie zurück ins Meer zu befördern, aber diese Unmengen waren einfach nur noch eklig! Uli entsorgte morgens mehrere Hundert(!), die an der Reling lagen ins Wasser. Dabei brodelte das Meer von den hungrigen Thunfischen, die um uns herumschwammen und die Beute gierig schnappten. Tagsüber flogen die kleinen, mittleren und großen Fliegenden Fische nicht auf das Schiff, nachts konnten sie es anscheinend nicht sehen. Das Schauspiel der Meereslebewesen war tagsüber beeindruckend und nie langweilig: Ungeahnte Massen von Thunfischen und auch anderen großen Fischen jagten die Fliegenden Fische aus dem Wasser, aus der Luft gesellten sich Seevögel wie Tölpel, Wellentreter und Sturmtaucher dazu, und holten sich geschickt ihren Anteil. Unser Schiff roch nach dieser Woche wie ein alter Fischkutter, aber bei dem Seegang war an gründliches Reinigen mit der Pütz nicht zu denken. Eine zweite Besonderheit dieser Reise war eine durchgehende Begleitung unserer Fahrt durch wechselnde Mengen treibender Sargassum-Algen, die wir 2013/14 nur in der Sargasso-See angetroffen hatten. Offensichtlich hat eine regelrechte Explosion des Bestandes stattgefunden. Wir werden die Sache noch verfolgen.  

Nach genau 21 Tagen erreichten wir Barbados und wir wollten uns wie es sich gehört über Funk anmelden, aber Port Control oder Harbour Police antworteten nicht.  Also haben wir in der Bucht vor Bridgetown geankert wo bereits zahlreiche Segler lagen. Das Dinghi wurde aufgeblasen, zu Wasser gelassen und Uli machte sich auf den Weg zum Einklarieren, kam aber schnell zurück, weil ihm gesagt wurde, wir müssten mit dem eigenen Schiff in den Kreuzfahrthafen zum Einklarieren fahren. Also Anker auf und zu den riesigen Cruisern in den Hafen wo für kleine Segelyachten eigentlich keine Anlegemöglichkeit war. Wir fixierten uns an einer Leiter in der Mauer und Uli brauchte eine geschlagene Stunde, um zahlreiche Papiere mit immer denselben Daten auszufüllen. Zurück am Ankerplatz war es mittlerweile fast dunkel und sehr windig und der Anker wollte nicht richtig sitzen. Drei Versuche mit längeren Driftstrecken und eine geschlagene Stunde brauchten wir, bis es vertrauenswürdig erschien. Die Situation in der Carlisle Bay wurde auch am nächsten Tag nicht besser. Wir lagen sehr unruhig, es war windig und wir mochten das Boot nicht für einen gemeinsamen Landgang allein am Anker liegen lassen. Außerdem war die Versorgungslage in Barbados mickerig. In ganz Bridgetown schien es nur drei verschiedene 12 V-Batterietypen zu geben, ein von uns dringend benötigter Typ war aber nicht dabei. – Mehr dazu in einem kurzen Extrabericht – Darum beschlossen am Donnerstag, den 22.12. weiter Richtung St. Lucia zu segeln in die uns wohlbekannte Marina in Rodney Bay. Die 105 Meilen Fahrt über Nacht brachte uns einen besonders brillanten Sternenhimmel weil jetzt Neumond war und unsere Begleiter durch die Nacht waren Orion und das Kreuz des Südens. Am Mittag des 23. 12.landeten wir in der Rodney Bay Marina an einem komfortablen Liegeplatz und genossen als erstes eine heiße Dusche!  Klar-Schiff gemacht und dann Essen gegangen waren Luxus pur nach der langen Zeit auf hoher See! Hier können wir nach Weihnachten vermutlich alles erledigen, was für uns und das Schiff nötig ist und erst einmal Weihnachten feiern. Segelkameraden aus den Transocean Segelclub sind auch im Hafen. Da geht etwas zusammen.

Tschüss Cabo Verde

Lecker Brötchen am Morgen

Zwei Angeln im Einsatz – wir haben Hunger!

Geht doch! Wir nannten sie Grüne Streifenmakrelen.

Passt scho!

Treibender Teppich aus Sargassumalgen

Gelbflossenthun, fertig zum filetieren

Pfannenfertig

Freiwache

Einige Bruchpiloten am Beginn

Nach den nächtlichen Fischhagel – viele hundert tote Fliegende Fische auf dem Deck

Bis in die Spüle der Pentry geflogen

Ankern vor Bridgetown, Barbados

An der Kaimauer im Großschiffhafen

Blick zur anderen Seite auf drei Kreuzfahrer im gleichen Hafenbecken

Bergfest am 10.12.2022 nach 1050 Meilen auf der Mitte zwischen Afrika und Amerika

Nicht nur bei uns wurden die Vorbereitungen zur Überfahrt in die Karibik mit letzten Einkäufen und Checks aller Schiffssysteme dem Abschluss nähergebracht, eine Reihe jüngerer Crews waren genauso emsig wie wir. Sie wollten im Schnitt einen oder zwei Tage nach uns starten und hatten ebenfalls Barbados oder andere Inseln nahe bei als Ziel. Dabei waren Briten, Niederländer und Franzosen. Wir vereinbarten Kontakt über die Satellitenhandys zu halten, um uns unterwegs austauschen zu können. Das war anfangs zwar etwas mit Hindernissen versehen, klappte im Laufe der Reise aber immer besser.

Am Mi., den 30.11. ging es um 11 Uhr los. Noch in der großen Bucht von Mindelo riggten wir unsere Passatbäume und es ging gleich mit zwei Vorsegeln los. Die Düse im Kanal mit der Nachbarinsel Santo Antao brachte uns rasch in Schwung. Mit bis zu 6,5 Kn rauschten wir ab, bis wir im Windschatten der Gebirge von Santo Antao plötzlich Wind aus der Gegenrichtung hatten, der mit Passatsegeln nicht gut zu nutzen ist. Das Verwirrspiel ging bis tief in die Nacht, Erst um 6 Uhr früh am 1.12. setzte sich der NO-Passat richtig durch. Danach folgten eine glückliche Phase des Genussegelns vor dem Wind bis am Samstag, den 3.12. eine Serie von unschönen Squals, das sind kräftige Regen- und Windereignisse, die Idylle ankratzte. Das zeigte aber auch einen generellen Wetterwechsel mit deutlichen Schwachwindphasen an, die im Passat sehr ungewöhnlich sind. Es gab dabei aber auch wunderschöne Mond- und Sternenhimmel, bei denen man seine Nachtwachen herrlich verträumen konnte. Im AIS sahen wir zeitweilig einige ferne Mitsegler, aber auch Fischer, bevorzugt aus Fernost, die fröhlich auf dem Atlantik ernteten. Möglicherweise davon beeinflusst, waren unsere Angelversuche längere Zeit erfolglos, bis bei zwei nebeneinander nachgeschleppten Angeln gleichzeitig Fische anbissen. Sie waren nicht sehr groß, doch jeweils eine sehr gute Portion und auch Uli unbekannt. Laut Grätenplan gehörten sie zur Makrelenfamilie. Der Geschmack war sehr OK. Zwei Tage später dann der Wunschfang, eine Goldmakrele von 3 Kg, die uns weitere zwei Tage ernährte. Sie biss um 16:50 an, war um 17 Uhr im Boot und um 18 Uhr hatten wir das verspritzte Blut der Fischverarbeitung im Cockpit wieder weg. Um 19 Uhr war das erste der beiden Filets mit Genuss in unseren Mägen gelandet. So mag man in seine Nachwachen angehen.

Die Schwachwindphasen wurden ausgeprägter, so dass wir sie ab dem 7.12. teilweise nachts mit der Maschine überbrückten, um weiterhin voranzukommen. Am 9.12. nahmen wir sogar die Passatbäume weg, um die mittlerweile munter drehenden Winde zumindest etwas nutzen zu können. Dabei genossen wir die Unterstützung von Jule und Jan Lürkens aus ECK, die unsere Yellowbrick-Position stets im Blick behalten. Haltet euch südlich lautete der Tipp, um einen möglichen Gegenwind auszuweichen. Das scheint geklappt zu haben. Herzlichen Dank noch einmal J & J! Gerade im Vergleich mit unseren Mitseglern auf dem gleichen Kurs schlagen wir uns sehr gut. Wir befürchteten, dass sie uns nach wenigen Tagen überholen würden. Das ist nicht in Sicht!

So gehen wir jetzt entspannt in die zweite Hälfte der Fahrt. Mit etwas Glück regeneriert sich der Passatwind bald von dem Einbruch eines riesigen Tiefs aus dem Norden. Wir melden uns dann aus Barbados.

Eine angenehme Adventszeit wünschen wir euch allen!

Alice & Uli