Da wir viel mehr Zeit auf Sint Maarten hatten als ursprünglich geplant nutzten wir die Dinge, die dort besonders gut verfügbar sind und dazu gehört das gastronomische Angebot. Restaurants und Strandbars sind wie alles auf der Insel qualitativ sehr gut, doch die Preise sind gesalzen. Den eigentlich gültigen NL-Antillengulden will keiner haben, US$ sind gefragt. Auch die Supermärkte sind teils irre teuer. Das günstigste Mineralwasser mit Kohlensäure kostete 2,00 US$ für die 1 l-Flasche oder Tomaten zwischen 5,60 und 15,90 US$ pro Kg, Aprikosen 30,95 US$ pro Kg. (Kurs 0,9 €/US$)
Douglas und John von FKG-Hydraulics gaben sich alle Mühe, die bestellte Steuerstandpumpe per Superexpress direkt aus den Niederlanden nach Sint Maarten bringen zu lassen, doch mussten unerwarteten Hindernisse zusätzlich aus dem Weg geräumt werden wie der zunächst nicht in der Firmenverwaltung vorliegende Zugriff auf unsere Kreditkarte, um die Zahlung zu sichern. Das kostete einen weiteren Tag. Dann endlich das OK. Die Bestellung war auf dem Weg, die Lieferung sollte in drei bis fünf Tage erfolgen. Das war der Stand am Di., den 14.2.23. Wenn alles optimal laufen würde, sollte die Sache am folgenden Di., den 21.2. gelaufen sein und das war der vorletzte Tag, der mit unserer fest gebuchten Ankunftszeit in Cap Cana in der Dominikanischen Republik vereinbar war. Damit war der ursprünglich fest geplante Besuch der Britischen Jungferninseln geplatzt. Sehr schade! Tatsächlich traf die Pumpe am Montag ein, am Dienstag bastelten die Fachleute sehr fleißig, doch die Funktion der Pumpe war wegen eines integrierten Überdruckventils anders als erwartet. Aschermittwoch früh musste noch nachgearbeitet werden. Dann war klar: Sie hatten es geschafft auf dem aller-, allerletzten Drücker für unsere Anschlussfahrt, die uns zu unserem gebuchten und bezahlten Flug in die Heimat bringen sollte! Extrem nervenaufreibend das Ganze! Anschließend klar Schiff gemacht und die Abreise vorbereitet, um die letztmögliche Klappbrücke aus der Simpson Bay um 16 Uhr nicht zu verpassen.
Bei der Sachlage konnten wir uns das Wetter für die gut 310 Meilen Fahrtstrecke nicht aussuchen, doch wir hatten endlich einmal richtig fettes Glück! Für die drei Tage wurden durchgehend stetige Passatwinde aus NO mit 4 – 5 Bft vorhergesagt. Nur wenige Böen würden mit 6 Bft zu erwarten sein und längere Schwachwind-phasen waren sehr unwahrscheinlich. Ein großer Kontrast war zur Vorwoche der Reise gegeben. Regelmäßige Schauerböen mit 6 – 7 Bft waren durch unseren Hafen gerauscht und draußen war es sicher noch eine Stufe heftiger!
Die Marineros der Marina halfen beim Ableger und wir fuhren schön langsam durch die mit zahllosen Ankerliegern belegte riesige Bucht hinter der Brücke. Aus der Superyachtmarina auf Snoopy Island lief dann noch ein 100(+)-Meter-Monster direkt vor uns aus, dem wir gern Platz machten. Es fuhr erstaunlich zügig durch die enge Klappbrücke und wir reihten uns mit mehreren anderen Seglern dahinter ein. Der angekündigte Schmeichelwind war anfangs im Windschatten der Insel noch etwas ungleichmäßig, nach einer guten halben Stunde konnten wir jedoch schon auf die Windfahnensteuerung umstellen, die wir nur für etwa zwei Stunden während der 70 Stunden Fahrzeit durch Handsteuerung ersetzen mussten, weil kurzzeitig verquere Winden kamen. Das passierte immer dann, wenn uns eine größere Regenwolke erreichte. Die Schauerböen waren diesmal nicht das Problem, doch nach dem Durchzug der Wolke herrschten für 30 – 60 Minuten schwache Winde aus allen möglichen Richtungen, die mit der Windfahne überhaupt nicht funktionierten und auch kurzzeitigen Motoreinsatz erforderten. Die restlichen 68 Stunden hatten wir eine traumhafte Reise von genau der Qualität, die uns ursprünglich für unsere zweite Nordatlantikrunde motiviert hatte. Sint Maarten sank noch am frühen Abend hinter dem Horizont. Am nächsten Tag passierten wir erst die Britischen, dann die Amerikanischen Jungferninseln. Erstere hätten wir gern besucht, Amerikanische Gewässer wollten wir aber nicht besuchen, weil das unsere ohnehin recht teure Reise-Krankenversicherung im Preis verdoppelt hätte. Die große, ebenfalls amerikanische Insel Puerto Rico lag während des folgenden Tags stets im Westen von uns. Ihre hohe Zentralgebirgskette beeinflusst das regionale Wetter stark. In unserem Fall blieb es beim gemäßigten NO-Passat, der auch in der Nacht die Passage zur Zielinsel Hispanola sicherte.
Wir segelten zügig unter einem tagsüber mit wenigen Wolken bedeckten sonnigen Himmel dahin und in den Nächten gab es über lange Zeiträume völlig klare Sternensicht. Der zunehmende Mond war wenig dominant, er erreichte erst in der dritten Nacht die ¼-Sichel, so dass die Milchstraße unser beeindruckendster nächtlicher Begleiter war. Wenn es kurz nach 18 Uhr dunkelte tauchten als erste identifizierbare Sterne die drei Gürtelsterne des Orion senkrecht über uns im Zenit des Himmels auf. In den nächsten Minuten ergänzte sich das Sternenbild dann schrittweise und war gut sichtbar auch mit einer Mondsichel nahe bei. So gegen 22 Uhr tauchte das Kreuz des Südens auf, welches nahe Mitternacht seine größte Höhe über dem Horizont mit senkrecht stehender Längsachse zeigte. Faszinierend war die gleichzeitig größte Höhe des Großen Wagens im Norden, dessen Hinterachse auf den Nordpolarstern in genau der Höhe unserer geographischen Breite von 18 °N wies. Eine Konstellation, die zeitlich und geographisch etwas ganz Besonderes ist! Einen weiteren Leckerbissen unseres nächtlichen Sternenpanoramas gab es ab etwa 4 Uhr früh, wenn im Südosten der Skorpion aufstieg und ab 5 Uhr voll am Himmel stand, während Orion sich längst verabschiedet hatte. Dieses nächtliche Sternenkino genossen wir alle drei Nächte komplett entspannt halb liegend im Cockpit, währen unser Windpilot das Schiffchen erstaunlich sanft durch die meist regelmäßigen Wellen steuerte. Nur ab und zu gab es einen Spielverderber in Form einer stark überhöhten Welle, die uns heftig durchschüttelte. Auch OK, das Schiff hälts locker aus und der oder die Wachhabende wurde wieder einmal daran erinnert, die Aufmerksamkeit auf das Schiff und den Schiffsverkehr in der Nachbarschaft zu richten. Die Eine oder Andere spritzte auch Alice nass, während Uli fast verschont wurde. Sie hatte sich dann unter die Sprayhood verkrümelt und blieb dort trocken.
Die hervorragenden Segelbedingungen führten zu einer etwas rascheren Fahrt als ursprünglich gedacht. Statt knapp vor der Dunkelheit am 25.2.23 Cap Cana zu erreichen, trafen wir schon Mittags ein. Das war ein glücklicher Zufall, denn die Einfahrt in die Marina ist nur an den hellen Stunden des Tages erlaubt, weil die flache Einfahrt zwischen gefährlichen Korallenbänken liegt. Wegen diverser Schäden durch einen Hurrikan im letzten Jahr sind einige Teile der Marina nicht voll nutzbar. Viel deutlicher wurde aber nach unserer Ankunft, dass die Marina ursprünglich etwa Dreimal so groß geplant war. Auch das vor etwa 20 Jahren voll ausgeführte erste Drittel ist allerdings zu weniger als die Hälfte ausgelastet. Dabei liegen mindestens doppelt so viele voll- oder semiprofessionelle Sportangelboote in der Marina als Segelboote. Die Angelboote sind lokal registriert, die Segler fast alles Gäste aus den USA und Europa. Eine Großmarina hatte sich sichtlich nicht entwickeln können. Das Ganze ist Teil eines gigantischen Ferienresortkomplexes in einer Ausdehnung von ca. 8 x 2,5 km, also etwa 20 Quadratkilometer komplett abgeschlossenes Gelände. Darin jede Menge Hotels und Ferienhausanlagen, traumhafte Strände, etwas Gastronomie und Sportanlagen für Golf, Tennis, Reiten ….. Komplett ist der Resortbereich durch den internationalen Flughafen Punta Cana, der bestens für den Tourismus mit Europa funktioniert. Derartige Produkte der internationalen Feriengroßindustrie haben wir in unseren Leben bislang gemieden. Dieses Mal ist es uns aber sehr nützlich! Am Di., den 1. März hoffen wir direkt nach Frankfurt zu kommen und am 21. März geht es wieder zurück zum Schiff, mit dem wir dann zu den Bahamas weiterfahren wollen.

Wieder einmal in der Strandbar an der Simpson Bay gelandet

Warten auf den Sonnenuntergang

Die fitten Jungs von FKG-Hydraulics in voller Aktion

Die Simpson Bay mit ihrem unfassbaren Schiffsgewimmel

Eine Motorbootmarina in der Simpson Bay. Alle Boote sind auf Liftgestellen trocken gelagert. 3 x 350 PS muss man als echter Motorbootfahrer in Sint Maarten schon haben!

Marina Cap Cana

Eine Badebucht im Resort Cap Cana